Navision (heute Microsoft Dynamics Business Central)

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Vom isolierten ERP-System zur vernetzten Kommandozentrale: Business Central ist die strategische Weiterentwicklung von Navision, die Unternehmen durch Cloud, KI und nahtlose Integration zukunftssicher macht.

Was ist Navision? Von NAV zu Business Central – der komplette Guide für Entscheider.

Wenn Sie sich mit Unternehmenssoftware auseinandersetzen, ist Ihnen der Name „Navision” mit Sicherheit ein Begriff. Doch was genau verbirgt sich heute hinter diesem Namen? Dieser Guide beantwortet die entscheidenden Fragen, zeigt die Risiken des Zögerns auf und bietet eine klare Orientierung für Ihre strategische Zukunftsentscheidung.

Was ist Navision (heute Dynamics 365 Business Central)?

Kurz erklärt: Die ERP-Lösung, die mit dem Mittelstand gewachsen ist.

Navision ist der ursprüngliche Name eines der weltweit erfolgreichsten ERP-Systeme für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Das Navision-Programm wurde entwickelt, um zentrale Geschäftsprozesse – von der Finanzbuchhaltung über den Vertrieb und Einkauf bis hin zur Lagerverwaltung und Fertigung – in einer einzigen, integrierten Lösung zu bündeln. Heute lebt sein Erbe unter dem Namen Microsoft Dynamics 365 Business Central weiter – einer modernen, cloudbasierten All-in-one-Unternehmensmanagementlösung.

Die Evolution als Erfolgsgeschichte: von dänischen Pionieren zur globalen Cloud-Plattform.

Die Geschichte von Navision ist keine Geschichte voller Brüche, sondern eine Geschichte der konsequenten Weiterentwicklung. Sie erklärt, warum ein Wechsel heute der logische nächste Schritt ist.

Die Anfänge: Eine Vision für den PC

Die Wurzeln der Software reichen bis ins Jahr 1984 nach Dänemark zurück. Damals entwickelten drei Studenten das Buchhaltungssystem „PC Plus”. 1987 kam die erste Version unter dem Namen „Navision” als Client-Server-Anwendung auf den Markt. Dieser Fokus auf Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit legte den Grundstein für den späteren weltweiten Erfolg.

Die Microsoft-Ära: Integration in die Dynamics-Familie

Am 11. Juli 2002 übernahm Microsoft die Navision A/S für rund 1,45 Milliarden US-Dollar und integrierte die Software in die neu geschaffene Sparte „Microsoft Business Solutions”. Unter dem Namen Microsoft Navision Dynamics (ab 2005 offiziell Microsoft Dynamics NAV) wurde die Software zu einem zentralen Bestandteil der Microsoft-Dynamics-Familie und profitierte von der technologischen Stärke und globalen Reichweite des Konzerns.

Der Sprung in die Cloud: Die Entstehung von Business Central als logischer nächster Schritt

Die Umbenennung in Dynamics 365 Business Central im Oktober 2018 war mehr als nur Marketing. Sie markierte den technologischen Wandel von einer klassischen On-Premises-Software zu einer modernen „Cloud-first“-Architektur. Damit wurde ein einheitlicher Markenname für die Cloud-Lösung (bereits seit April 2018 verfügbar) und die On-Premises-Variante geschaffen, wobei letztere nun eine Variante der primären Cloud-Lösung darstellt.

Ist Microsoft Dynamics 365 Business Central und Navision das Gleiche?

Ja, im Grunde beschreiben diese Namen verschiedene Entwicklungsstufen desselben Produkts. Die Software hat eine klare evolutionäre Linie, die für Anwender:innen wichtig zu verstehen ist.

Die Namenshistorie einfach erklärt: Navision → Dynamics NAV → Business Central.

Die Entwicklung lässt sich in drei Hauptphasen zusammenfassen:

  1. Navision: Der ursprüngliche Name der Software bis zur Übernahme durch Microsoft im Jahr 2002.
  2. Microsoft Dynamics NAV: Der offizielle Name von 2005 bis 2018, der die Zugehörigkeit zur Dynamics-Produktfamilie verdeutlichte. Bis heute wird in der Umgangssprache oft „NAV” verwendet.
  3. Microsoft Dynamics 365 Business Central: Der aktuelle Name seit 2018. Business Central ist der designierte Nachfolger von Dynamics NAV und die Plattform, in die Microsoft alle zukünftigen Investitionen und Innovationen lenkt.

Ein ERP-System wie Navision war schon immer darauf ausgelegt, das Herz eines Unternehmens digital abzubilden. Die heutigen Möglichkeiten gehen jedoch weit über die der klassischen Versionen hinaus.

Die klassischen ERP-6 Kernfunktionen im Überblick:

Ältere NAV-Versionen deckten bereits alle wesentlichen Unternehmensbereiche ab:

  • Finanzmanagement und Buchhaltung
  • Verkauf und Marketing
  • Einkauf und Kreditorenbuchhaltung
  • Lagerverwaltung und Logistik
  • Produktionsplanung und -steuerung

Strategischer Vergleich: Warum Business Central weit mehr ist als nur ein neues NAV

Ein direkter Vergleich zwischen einer späten NAV-Version und der aktuellen Business-Central-Cloud-Version offenbart einen fundamentalen technologischen Fortschritt. Während bei NAV Anpassungen direkt im Kerncode in der Sprache C/AL vorgenommen wurden, was Upgrades zu einem aufwendigen „Albtraum” des Code-Zusammenführens machte, basiert Business Central auf der modernen AL-Sprache und einem Extension-Modell. Anpassungen werden in gekapselten Apps entwickelt, wodurch der Standard unangetastet bleibt. Dies löst das Problem teurer Upgrades und ermöglicht kontinuierliche Innovation.

Von Navision zu Business Central: Risiken des Zögerns, Chancen des Handelns

Viele Unternehmen fragen sich: „Mein NAV läuft doch stabil, warum sollte ich wechseln?” Die Antwort liegt nicht nur in den neuen Funktionen, sondern vor allem in den wachsenden Risiken, die durch das Festhalten an veralteter Technologie entstehen.

Die tickende Uhr: Versteckte Geschäftsrisiken veralteter NAV-Versionen

Sicherheitslücken: Das offene Tor für Cyberangriffe nach dem Support-Ende

Ältere NAV-Versionen unterliegen der „Fixed Lifecycle Policy” von Microsoft. Für die letzte Version, Dynamics NAV 2018, endete der „Mainstream Support” am 10. Januar 2023, der „Extended Support”, der nur noch Sicherheitsupdates liefert, endet unwiderruflich am 11. Januar 2028, danach wird die Software zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko.

Compliance-Probleme: Wenn veraltete Software rechtliche Risiken birgt (GoBD, DSGVO).

Gesetzliche Anforderungen, etwa die GoBD in Deutschland oder die DSGVO, ändern sich stetig. In alten NAV-Versionen werden diese Änderungen nicht mehr abgebildet. Das zwingt Sie zu fehleranfälligen manuellen Workarounds und setzt Ihr Unternehmen Compliance-Risiken und potenziellen Strafen aus.

Funktionale Stagnation bedeutet den schleichenden Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.

Wer auf Updates verzichtet, verzichtet auf Innovation. Wettbewerber, die moderne Werkzeuge wie KI-gestützte Analysen, mobile Apps oder Cloud-Integrationen nutzen, können agiler, effizienter und datengestützter handeln. Funktionale Stagnation ist heute ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Der Sprung nach vorn: Strategische Vorteile von Business Central
Intelligenz und Effizienz durch KI-Prognosen, Copilot und Power-BI-Dashboards nutzen.

Business Central liefert „Game-Changer“-Funktionen, die die Effizienz steigern. Dazu gehören KI-gestützte Cashflow-Prognosen, die Copilot-Integration zur Automatisierung von Routineaufgaben und direkt in die Benutzeroberfläche eingebettete Power-BI-Dashboards für Echtzeit-Einblicke in Ihre Geschäftsdaten.

Nahtlose Integration: Produktivitätsgewinne durch die Verbindung mit Microsoft 365.

Die tiefe, native Integration in die Microsoft-365-Welt ist ein enormer Produktivitätstreiber. Anwender können direkt aus Outlook Angebote erstellen oder mithilfe der Funktion „In Excel bearbeiten” Datenlisten effizient anpassen und zurück ins System laden, ohne die Anwendung wechseln zu müssen.

Zukunftssicherheit: Automatische Updates statt teurer Upgrade-Projekte

Business Central unterliegt der „Modern Lifecycle Policy”. Anstelle teurer Einzelprojekte erhalten Sie zwei große Funktions-Updates („Release Waves”) pro Jahr automatisch, die Sie mit neuen Funktionen versorgen und technologisch auf dem neuesten Stand halten.

Cloud oder On-Premises? Eine ehrliche Entscheidungshilfe für NAV-Anwender.

Die Frage nach dem richtigen Bereitstellungsmodell ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen.

Die drei Bereitstellungsmodelle im Überblick: SaaS, On-Premises und Private Cloud.

Business Central bietet Flexibilität:

  1. SaaS (Public Cloud): Die Standardlösung. Sie abonnieren die Software direkt bei Microsoft. Microsoft garantiert die Infrastruktur, Wartung und eine finanziell abgesicherte Verfügbarkeit von 99,9 %.
  2. On-Premises: Sie installieren die Software auf eigenen Servern im Unternehmen und sind selbst für Wartung, Sicherheit und Updates verantwortlich.
  3. Private Cloud/Hybrid: Ein Mittelweg, bei dem die Software auf Servern eines Hosting-Partners läuft oder bei dem lokale Datenhaltung mit Cloud-Diensten kombiniert wird.

Analyse der Entscheidungskriterien: Was für Ihr Unternehmen wirklich zählt:

Total Cost of Ownership (TCO): Von Investitions- (CAPEX) zu Betriebskosten (OPEX).

Das Cloud-Modell wandelt hohe einmalige Investitionsausgaben (CAPEX) in planbare, monatliche Betriebskosten (OPEX). Eine ehrliche TCO-Betrachtung muss bei On-Premises neben Lizenzen auch Kosten für Server, Personal und Strom einbeziehen.

IT-Ressourcen und Verantwortung: Lasten abgeben oder Kontrolle behalten?

In der Cloud gibt Ihre IT-Abteilung die Verantwortung für die Infrastruktur an Microsoft ab und kann sich auf strategische Aufgaben konzentrieren. Das On-Premises-Modell erfordert hingegen dedizierte interne Ressourcen für den Betrieb.

Skalierbarkeit und Flexibilität: Agil auf Veränderungen im Geschäft reagieren

Die Cloud ermöglicht es, Benutzerlizenzen monatlich flexibel hinzuzufügen oder zu reduzieren. Das ist ideal für saisonale Geschäfte oder schnelles Wachstum. Gekaufte On-Premises-Lizenzen sind in dieser Hinsicht deutlich starrer.

Sicherheit und Datenhoheit: Was im Microsoft-Rechenzentrum passiert und wann eigene Server sinnvoll sind.

Microsoft investiert massiv in die Sicherheit seiner Rechenzentren. Gleichzeitig bietet das On-Premises-Modell Unternehmen, die aus regulatorischen Gründen eine vollständige Datenkontrolle benötigen, diese Möglichkeit.

Updates und Innovation: Automatisch auf dem neuesten Stand oder geplante Projekte?

Der entscheidende Unterschied: Im Cloud-Modell erhalten Sie neue Funktionen und Sicherheitsupdates automatisch. Bei On-Premises müssen Updates dagegen manuell als eigenes IT-Projekt geplant und durchgeführt werden.

Der Migrationsprozess in der Praxis: Ein 5-Phasen-Leitfaden

Die Migration von einem stark angepassten NAV-System auf Business Central ist ein anspruchsvolles Projekt, das jedoch mit der richtigen Struktur sicher zu meistern ist.

Mehr als ein Update: Warum die Migration ein strategisches Transformationsprojekt ist

Der Kern der Komplexität liegt im technologischen Wandel: Alte Anpassungen, die direkt im Kerncode (C/AL) vorgenommen wurden, müssen als saubere, separate Apps („Extensions”) in der neuen Programmiersprache AL neu entwickelt werden. Dies ist die perfekte Gelegenheit, alte Prozesse zu hinterfragen und zu optimieren, statt sie eins zu eins zu kopieren.

Phase 1: Strategische Analyse und Scoping

In dieser Phase definieren Sie die Geschäftsziele, analysieren bestehende Prozesse und identifizieren Optimierungspotenziale.

Phase 2: Bereinigung und Vorbereitung

In dieser Phase werden Altdaten systematisch bereinigt und bestehende Anpassungen kritisch überprüft. Es wird entschieden, was durch den Standard, Apps oder Neuentwicklungen ersetzt wird.

Phase 3: Technische Umsetzung und Entwicklung

Die Business-Central-Umgebung wird aufgesetzt, die Daten migriert und notwendige Anpassungen als saubere Extensions neu entwickelt.

Phase 4: Testen und Schulung

Schlüsselanwender testen das System auf Herz und Nieren (User-Acceptance-Tests). Parallel dazu werden alle Mitarbeiter umfassend geschult, um die Akzeptanz zu sichern.

Phase 5: Go-Live und Hypercare

Der Wechsel zum neuen System wird durchgeführt und es folgt eine Phase intensiver Betreuung, um einen stabilen Betrieb sicherzustellen.

Der geplante Wechsel zum neuen System wird von einer intensiven Betreuungsphase gefolgt, um einen stabilen Betrieb sicherzustellen.

Die häufigsten Fallstricke und wie Sie diese proaktiv vermeiden

Seien Sie sich typischer Hürden bewusst: undokumentierte Altanpassungen, der unterschätzte Aufwand der Datenbereinigung und eine mangelnde Einbindung der Endanwender, die zu Akzeptanzproblemen führt. Ein erfahrener Partner hilft Ihnen, diese Klippen zu umschiffen.

Die Zukunft mit Business Central: mehr als nur ein ERP-System.

Eine Entscheidung für Business Central ist eine Investition in eine lebendige und wachsende Plattform, die weit über traditionelle ERP-Funktionen hinausgeht.

Das Microsoft-Ökosystem ermöglicht ein nahtloses Zusammenspiel mit Power Platform, Teams und anderen Anwendungen.

Die wahre Stärke liegt in der Integration. Business Central wird zu einem „Composable ERP”, einem Daten-Hub, dessen Funktionen genau dort bereitstehen, wo Mitarbeitende arbeiten. So können beispielsweise Geschäftsdaten als interaktive Karten in Teams geteilt werden. Kollegen mit einer Microsoft-365-Lizenz erhalten dabei Lesezugriff, ohne dass sie eine teure BC-Lizenz benötigen.

Die wachsende Rolle von KI und Copilot zur Effizienzsteigerung

Microsoft integriert zunehmend Funktionen der künstlichen Intelligenz (KI) wie den Copilot direkt in Business Central. Diese Assistenten werden Routineaufgaben weiter automatisieren und die Produktivität auf ein neues Level heben.

Der AppSource-Marktplatz ist eine Quelle für zertifizierte Branchen- und Zusatzlösungen.

Der Microsoft AppSource ist ein Marktplatz für Hunderte zertifizierter Apps, mit denen sich Business Central um spezifische Branchen- oder Zusatzfunktionen erweitern lässt. So können Sie Ihr System passgenau konfigurieren, ohne aufwändige Individualentwicklungen.

Fazit: Warum der Wechsel von Navision jetzt eine strategische Chance ist

Das Festhalten an einem veralteten Navision oder Dynamics NAV ist mehr als nur eine verpasste Chance – es ist ein wachsendes Geschäftsrisiko in Bezug auf Sicherheit, Compliance und Wettbewerbsfähigkeit. Der Wechsel zu Dynamics 365 Business Central ist mehr als nur ein IT-Update: Er ist eine strategische Modernisierung Ihres Unternehmens. Sie investieren in eine zukunftssichere, flexible und intelligente Plattform, die Ihre IT entlastet, die Produktivität Ihrer Mitarbeitenden steigert und Ihnen datengestützte Werkzeuge an die Hand gibt, um im heutigen Marktumfeld erfolgreich zu sein.

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